Beowulf, so lautet der Name eines mythischen Helden aus einem alt-angelsächsischen Lied, welches etwa um 1000 n. d. Zt. erstmals aufgezeichnet wurde. Als Entstehungszeit wird das 7. Jhdt. angenommen und die beschriebene Handlung dürfte sich nochmals einige Jahrzehnte davor abgespielt haben. Dieses Heldengedicht diente auch als Vorlage für Verfilmungen wie „Beowulf und Grendel“, „Beowulf“ oder „Der dreizehnte Krieger“, für mehrere Computerspiele, für eine Oper, für die Star Trek – Episode „Helden und Dämonen“ sowie für diverse Musikproduktionen.

Neben dem deutschen Nibelungenlied, dem französischen Rolandslied, dem russischen Igorlied oder der isländischen Edda gehört „Beowulf“ zu den bedeutendsten europäischen Texten der Weltliteratur, ist aber einige Jahrhunderte älter als die genannten. Als englisches „Nationalepos“ (wie man diese Art der Dichtung früher bezeichnete) hat das Lied nur einen kleinen Schönheitsfehler, denn die gesamte Handlung spielt keineswegs in Britannien, sondern von Schonen (dem heutigen Südschweden) über Seeland, Jütland und Friesland bis in die hiesige Region, nämlich Angeln hinein. Auch die Sprache des Textes weist in unsere Region, denn es finden sich Spuren alter angelsächsischer Dialekte darin, und nicht wenige Forscher meinen, dass der Urtext möglicherweise einmal in einem alten Dialekt aus Angeln verfasst wurde.

Ein weiterer Hinweis auf diese Region findet sich in einem Buch von 1845. Karl Viktor Müllenhoff veröffentlichte in diesem Jahr seine „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“ und darin findet sich diese Sage von Beowulf in Schleswig:

Skeaf und Skild

In alten Zeiten, als noch wenige Menschen hier im Lande lebten, trieb einmal ein Schiff ohne Steuer und Ruder die Schlei herauf: darin lag ein eben geborner Knabe, nackt und schlafend, mit dem Kopfe auf einer Garbe; um ihn her waren Waffen aller Art und viel edles Geschmeide hingelegt.

Niemand kannte ihn und wußte, woher er gekommen sei; aber man nahm ihn wie ein Wunder auf, pflegte und erzog ihn, bis er erwachsen war, und weil man glaubte, daß ein Gott ihn gesendet habe, und die Herrlichkeit des Jünglings sah, wählte man ihn zum ersten Könige über die Angeln und nannte ihn Skeaf oder Schoof, weil man ihn schlafend auf einem Schoof, einem Bündel Stroh, gefunden hatte. Skeaf aber wohnte an dem Orte, der von altersher Schleswig heißt, und herrschte lange Zeit ruhmvoll über sein Volk.

Sein Sohn hieß Skild, d.i. Schild. Dem mußten bald alle Umwohnenden gehorchen; seinem Volke war er ein lieber Landesfürst. Aber lange blieb er ohne Nachkommen, bis ihm im hohen Alter Beowulf oder Beaw geboren ward. Dessen Ruhm verbreitete sich schnell in den Skedelanden zwischen den beiden Meeren.

Als dem alten Könige nun das Schicksal nahte und er dahin ging, brachte sein Gesinde die teure Leiche zum Ufer, wie er selbst befohlen hatte, da er noch lebte. Zur Ausfahrt stand sein Schiff bereit, glänzend wie Eis: da hinein legten sie trauernd den Fürsten, mit dem Haupte zum Maste. Kein Schiff war je prächtiger ausgerüstet: eine Menge von Schätzen und Kleinoden, Waffen und Kriegsgewändern lagen umher, wie einst in dem Schiffe, das den Skeaf zu Lande getragen hatte. Hoch an den Mast band man ein güldnes Banner als königliches Zeichen und überließ es dann steuerlos dem Spiel der Fluten.

Von nun an herrschte Beowulf über die Lande seines Vaters und ward durch seine zahlreichen Söhne Stammvater aller edlen Geschlechter, die einst nicht nur bei den Angeln blühten, sondern auch bei den Gothen, Wandalen, Schweden, Dänen, Norwegern, Jüten, Friesen und Sachsen, bei allen den Völkern, die einst an Ost- und Westsee wohnten.

Quelle:
Karl Müllenhoff
Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg; 1845

Nach dieser Sage kann man Beowulf also nicht nur als Helden, sondern auch als mythischen Urkönig und Stammvater der Schleswiger deuten!

Bootsdarstellung in der Art der bronzezeitlichen Felsritzungen, aus Holz ausgesägt

Hier noch einige interessante Links zum Thema.

Über Karl Viktor Möllenhoff:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Müllenhoff

Beowulf bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Beowulf

Über die Angeln bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Angeln_Volk

Eine deutsche Übersetzung des alt-angelsächsischen „Beowulf“ findet sich hier:
www.heorot.dk/beo-intro-de.html

Artikel „Skeaf and Skild – A myth from Angeln“ in GardenStones Blog:
http://gardenstone.info/?p=205

Der komplette altangelsächsische Beowulf-Text, übersetzt in deutsche Sprache, klein, handlich, und sehr preiswert, bei uns im Shop:
http://asatru-shop.de/index.php?main_page=product_info&cPath=100&products_id=1499

Die Sage von Beowulf in Schleswig (Skeaf und Skyld) neben vielen anderen, spannenden Erzählungen aus alter Zeit, zusammengefasst im „Schleswig-Holsteinischen Sagenbuch“, ebenfalls bei uns im Shop:
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(Beide Bücher sind natürlich auch direkt im Laden in Schleswig erhältlich!)

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