Vorstellung von Funden: Borre-Tierchen an der Elbe

März 1, 2017 in Warenangebot, Wikinger

rundes Amulett mit drei Tierköpfen, die große Ohren und runde Augen haben, mittig ein dreigeteiltes FlechtornamentDieser Anhänger hat als Vorbild verschiedene Fibeln, die im Borrestil verziert sind. Typisch für diesen wikingerzeitlichen Kunststil sind Köpfchen mit großen Augen und Ohren, die einen direkt anschauen. Im Gegensatz zu den bronzenen Originalfunden ist dieser Anhänger aus massivem Silber, wenn auch nicht feuervergoldet wie einige der Funde. Mit einer Vergoldung gehörte so eine Fibel zu den Luxusmodellen ihres Typs, es gab auch weit schlichtere Fertigungen. Oft wurden die vergoldeten Fibeln auf der Rückseite verzinnt, damit sie durch die hellglänzende Rückseite aussehen sollten, als seien sie aus vergoldetem Silber gefertigt. Eine Fibel, die wie unser Anhänger gänzlich aus Silber gearbeitet wäre, hätte somit auch zur Wikingerzeit Bewunderung hervorgerufen!

Fibel im Borre-Stil im Museum von Lindholm HojeDiese Form war als Fibel anscheinend ein Massenprodukt, das seinen Verbreitungsschwerpunkt in Zentralschweden hatte. Das Auftreten von ähnlichen Motiven in größerer Zahl und an verschiedenen Fundorten ist aufgrund der damaligen Produktionsweise nicht überraschend. Spannend sind die Einzelfunde, die außerhalb der üblichen Fundregionen liegen, denn sie weisen auf Reiserouten oder Handelsbeziehungen hin. Das rechts abgebildete Foto zeigt einen Originalfund, der sich im Museum Lindholm Høje im Norden Jütlands befindet und der somit auch zu den Einzelfunden abseits der üblichen Fundorte gehört.

Doch von diesem Motiv gibt es noch weitere „Abseitsfunde“: Eine Fibel, die das identische Motiv aufweist, stammt aus dem Gebiet zwischen Geesthacht und Lauenburg und eine wiederum sehr ähnliche Gewandspange wurde bei Baggerarbeiten in Hamburg-Waltershof entdeckt! Diese Fundorte nahe der Elbe sind neben der Erwähnung des Wikingerüberfalls auf die Hammaburg 845 ein Hinweis darauf, dass der Elbraum in den weitreichenden wikingerzeitlichen Handelsraum miteinbezogen war.

Die Elbquerung bei Artlenburg scheint ein uralte Fernweg zu sein, vielleicht schon aus der Zeit steinzeitlicher Wanderer. Vielleicht nutzen ihn auch die Wikinger, wenn sie nicht auf dem Wasserweg reisten. Artlenburgs Vorläufer, die Ertheneburg auf dem Nordufer der Elbe, gab es zur Wikingerzeit wohl noch nicht. Später, im 12. Jahrhundert, überquerten hier Heere in den Kriegen des Wendenkreuzzuges den Fluss, und zur Zeit der mittelalterlichen Hanse verlief hier die Alte Salzstraße. Möglicherweise deuten die wikingerzeitlichen Funde nahe der Elbe auch auf die Nutzung des Flusses selbst als Handelsweg hin. Aber ob nun zu Fuß oder mit dem Schiff, als Verlust oder als Handelsgut – die Wikinger haben mit diesen Fibeln an der Elbe ihre Spuren hinterlassen, und ein Schmuckstück, das in Zentralschweden zur Massenware gehört, ist am Ufer der Elbe ein Puzzlestein zur Rekonstruktion des wikingerzeitlichen Wegenetzes!

(Als „Fund des Monats“ stellen wir im Schaufenster unseres Ladens interessante Stücke aus unserem Sortiment vor. Dieses ist eins davon.)