Schon Theodor Storm schrieb über guten Met und das Wetter…

August 2, 2014 in Ausflugstipps, Umgebung von Martje

Blick über die Steine des Langbettes hinweg auf die staubiggelbe Weite abgemähter Getreidefelder.

„Dunst ist die Welle,
Staub ist die Quelle!
Stumm sind die Wälder,
Feuermann tanzet über die Felder!

Nimm dich in acht!
Eh‘ du erwacht,
Holt dich die Mutter
Heim in die Nacht!“

Mit diesem Spruch kann die Regentrude geweckt werden. So hat es Theodor Storm in seinem gleichnamigen Märchen geschrieben. Als ob er eine Lehre über ökologisches Gleichgewicht und Heidentum hätte verfassen wollen, ist der tiefere Sinn des Märchens, dass es verheerende Dürre nur gibt, wenn die Menschen die Regentrude nicht mehr besuchen und ihr Gaben mitbringen, ihr also opfern. Dann schläft sie einsam ein und es regiert der Feuermann mit ernte- und saatvernichtender Hitze. Interessanterweise bekommen die Menschen nicht nur Regen von der Trude, sondern auch andere Gegengaben. So erhielt die Urahne etwas Wiesenhonig von ihr. Daraus bereitete sie einen Met, den Maren jetzt als Wegzehrung bekommt, als sie loszieht, die Regentrude erneut zu wecken. Denn der Weg zur Trude, den Maren mit Andrees nehmen muss, ist kein Spaziergang:

„Plötzlich blieb Maren stehen und lehnte sich mit geschlossenen Augen an den Stamm einer Weide. »Ich kann nicht weiter«, murmelte sie; »die Luft ist lauter Feuer.« Da gedachte Andrees des Metfläschchens, das sie bis dahin unberührt gelassen hatten. – Als er den Stöpsel abgezogen, verbreitete sich ein Duft, als seien die Tausende von Blumen noch einmal zur Blüte auferstanden, aus deren Kelchen vor vielleicht mehr als hundert Jahren die Bienen den Honig zu diesem Tranke zusammengetragen hatten. Kaum hatten die Lippen des Mädchens den Rand der Flasche berührt, so schlug sie schon die Augen auf. »Oh«, rief sie, »auf welcher schönen Wiese sind wir denn?«

Das Foto zeigt die staubige Stoppelfeldweite auf der Halbinsel Schwansen am Langbett von Karlsminde. Die Getreideernte muss hier zur Zeit nicht wegen Regen unterbrochen werden, wohingegen der Süden im Regen ertrinkt. Wie immer hat alles zwei Seiten: Die Touristen freuen sich über das tolle Urlaubswetter, aber nicht nur die Bäume fangen schon an, unter den Hochsommertemperaturen und der Trockenheit zu leiden. Wer den Weg nach Karlsminde und anderen interessanten Großsteingräbern in der Nähe beschrieben haben möchte und noch etwas Met als Wegzehrung oder Opfergabe braucht, kann gern bei uns nachfragen. Und natürlich haben wir auch Tipps für Regenwetter, falls jemand inzwischen die Regentrude mit dem Spruch geweckt hat! 🙂

Das Langbett, ein langgezogenes Großsteingrab aus vielen großen Findlingen in voller Länge. Auf der Erdanschüttung, die sich inmitten der Findlingsumrandung befindet, wachsen mehrere mächtige Eichen.