Met – Honigwein

Februar 25, 2019 in Bienen, Warenangebot

Aller Anfang des Met – ist Honig, und um an dieses kostbare Lebensmittel zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: die Imkerei (Bienenhaltung) und die Zeidlerei (Honigwegnahme bei wild lebenden Bienvölkern). Letzteres ist in Deutschland schon lange unmöglich, da es bei uns nahezu keine wild lebenden Honigbienen mehr gibt. Unsere hauseigene Wikinger-Imkerei hat in den letzten Jahren bereits mit verschiedenen Haltungsformen von Bienen experimentiert, wobei die eine oder andere mehr oder weniger erfolgreich war… 😉

Aber hier geht ja um Met, daher zunächst einige Infos zur Herkunft des Wortes:

Met bezeichnet einen Honigwein, welcher in seinen Hauptzutaten aus Honig, Wasser und Hefe hergestellt wird. In nahezu allen indoeuropäischen Sprachen findet sich diese Bezeichnung in ganz ähnlicher Form wieder. „Medhu“ (alt-, bzw. protogermanisch) dürfte dabei wohl eines der ursprünglichsten Wörter darstellen und man meint, daß dieser Begriff früher sowohl für Honig als auch für Honigwein benutzt wurde. Aus „Medhu“ entwickelte sich das slawische Wort „Med“, das spanische und französische „Miel“, das griechische „μέθυ“, das baltische „Midus“, das skandinavische „Mjød“, bzw. „Mjöd“, das polnische „Miód“, das russische „мёд“, bzw. ukrainisch „мед“ und im ungarischen das Wort „Méz“. Im englischen Sprachraum nennt man es „Mead“ und in den Niederlanden „Mede“. Die altindische Sprache Sanskrit, welche bis heute gesprochen wird und als eine der 22 Nationalsprachen Indiens gilt, ist mit „Mádhu“, bzw. „Madhu“ noch mit am nächsten dran. „Mádhu“ wird bereits im altindischen Rigveda, einer der ältesten Textsammlungen der Menschheit, als Heil- und Göttertrank beschrieben. Möglicherweise entspricht auch das vedische „Soma“ einer speziellen, göttlichen Variante des Honigweines.

Met in der Mythologie

Met spielt in den (indo-) europäischen Mythologien mehrfach eine zentrale Rolle und es finden sich Hinweise darauf, daß diese Sagen einer gemeinsamen Quelle entspringen.

Nicht nur Odins Raub des Skaldenmet, in Gestalt eines Adlers, ähnelt dabei sehr der Geschichte vom indischen Gott Indra, welcher in der Gestalt eines Vogels „Soma“ aus einem Bergversteck stahl. In der altgriechischen Sage um die Nymphe Amaltheia wird der Gott Zeus als Kleinkind von einer Ziege mit Ambrosia und Nektar gesäugt. Weitere Quellen bezeichnen Amaltheia selbst als Ziege, die den jungen Zeus ernährt. Die Ähnlichkeit mit der Ziege Heidrun, welche die Einherjer in Wallhall täglich mit Met (und nicht mit Milch) versorgt, ist auffällig und auch weitere Indizien deuten auf einen protogermanischen Urmythos hin.

Met in der germanischen Mythologie

In der „Thrymskvida“ (auch „Heimholung des Hammers“) aus dem Codex Reginus in der Lieder-Edda, trinkt Thor gleich drei ganze Fässer Met. In der „Skáldskaparmál“ (Lehre der Dichtersprache) aus der Snorra-Edda und etwas abweichend davon auch im „Hávamál“ (Sprüche des Hohen – Odins Ratschläge an die Menschen) in der Lieder-Edda findet sich ein Rezept zur Herstellung des Skaldenmet: Man nehme ein großes Fass und lässt alle Götter hinein spucken. Aus diesem Speichelgemenge entsteht ein sehr weises Wesen namens Kvasir, welches daraufhin von zwei Schwarzalben zu ermorden ist. Sein Blut wird in einem großen und zwei kleinen Kesseln aufgefangen und dann mit mit Honig vermischt. Durch den darauffolgenden Brauprozess entsteht der Skaldenmet, durch dessen Genuss jeder zum großen Künstler (Skalden – Dichter) werden kann. Na, Appetit bekommen? 😉

In der zweiten Episode dieser Geschichte gerät der Reifriese Suttung in den Besitz des Skaldenmet und setzt seine Tochter Gunnlöd als Wächterin desselben ein. Durch mehrere Listen gelang es Odin, den Skaldenmet von Gunnlöd zu erhalten und in Gestalt eines Adlers zu seinen Götterkollegen nach Asgard zu bringen. Ein interessanter Begriff, welcher in diesem Zusammenhang auftaucht, ist „Odrörir“. Mal handelt es sich um den Skaldenmet selbst, vielleicht auch um den Metkessel und dann wird der Riese „Suttungr“ selbst als „Óðrœrir“ bezeichnet. Außerdem finden sich in den altnordischen Texten wiederholt weitere „Kenningar“, also poetische Umschreibungen, welche auf den Metgenuss hinweisen.

Auch die sagenhafte Wut der Berserker wurde wohl durch Met mit bestimmten Zusätzen hervorgerufen. Man nimmt an, daß es sich bei diesen Zusätzen möglicherweise um Auszüge von Fliegenpilz, Bilsenkraut, Sumpfporst, Gagel, Tollkirsche oder ähnlichen psychoaktiven heimischen Pflanzen gehandelt haben könnte. Dem Bilsenkraut verdanken wir übrigens unser heutiges Bier nach „Pilsener Brauart“. Später wurde das Bilsenkraut durch Hopfen ersetzt, aber der Name blieb. Im Gegensatz zu mancher Kreuzworträtselweisheit hat Met natürlich nichts mit Bier oder gar Schnaps gemein. Bier wird im wesentlichen aus Getreide gebraut und Schnaps bzw. Branntwein entsteht nicht durch einen Brau-, sondern einen Brennprozess.

Im Beowulf-Epos wie auch im Finnsburglied findet sich der Begriff „Methalle“, womit die großen Langhäuser bezeichnet wurden, in denen Versammlungen stattfanden, „Blots“ (Götteropfer) durchgeführt und natürlich auch Met getrunken wurde. Die berühmte Methalle in Beowulf gehörte dem dänischen König Hrotgar und trug den Namen „Heorot“ (Hirschhalle). Sie befand sich wohl einst in Lejre auf Seeland, in der Nähe von Roskilde. Im Finnsburg-Fragment ist die Methalle die Finnsburg („Finnsborough“) selbst. Eigentümer ist der friesische König „Finn von Friesland“ aus dem 6. Jhdt., welcher sich bis heute in verschiedenen nordfriesischen Sagen um den „Zwergenkönig Finn“ wiederfindet. Textteile mit gleichem oder ähnlichem Inhalt sowie Teile daraus finden sich auch in der „Widsidh“-Dichtung aus dem „Exeter Book“ des 10. Jhdts., in der „Gesta Danorum“ des Saxo Grammatikus sowie in der isländischen Sage über Rolf Krake aus dem 14. Jhdt. Die „Historia Britonum“ ( Geschichte Britanniens von 820 n. D. Zt.) erwähnt ebenfalls einen friesischen Finn und auch in der isländischen „Ynglingasaga“ von Snorri Sturluson (um 1230) finden sich einige Protagonisten der zuvor erwähnten Texte wieder.

Die Bedeutung von Honig und Met wird auch in den Anordnungen Karls („des Großen“, um 800) deutlich, welcher in seiner „Landgüterverordnung“ die Imkerei sowie die Herstellung von Honigwein, abhängig von der jeweiligen Größe des Gutes, verlangte.

Met brauen:

Wenn man Honig mit hohem Wassergehalt in gleichbleibendem, warmen Klima lagert, entsteht der Met durch „Spontangärung“ fast wie von selbst. Auf diese Weise könnten unsere Vorfahren Met erstmals per Zufall kennen gelernt haben. Hierbei handelt es sich aber um ein relativ unsicheres Verfahren, denn wilde Hefen können das Produkt auch schnell verderben und Honig war auch schon früher ein sehr wertvolles Lebensmittel. Etwas zielgerichteter war dann schon die Vermischung des Honig mit Wasser und der Zugabe von Hefe mittels Speichelflüssigkeit. Aber auch dieses Verfahren birgt natürlich Unsicherheiten für den Brauprozess und würde außerdem kaum unseren heutigen Gesetzen für Lebensmittel entsprechen. Daher stellt man heute zunächst einen exakt abgemessenen Honigsud aus Honig mit Wasser her und gibt dann eine genau bestimmte Menge an Reinzuchthefe hinzu. Zur Herstellung von 100 Liter Met werden – je nach Metsorte und gewünschtem Ergebnis – etwa 35 bis 50 kg Honig verwendet. Eine Faustregel besagt dazu, daß aus einem minderwertigem Honig ein ebensolcher Met entsteht – und natürlich umgekehrt. Viele der im Internet oder in Büchern zu findenden Braurezepte zur Metherstellung empfehlen, den Honigsud zunächst zu kochen, um Wildhefen abzutöten und das Ende des Brauprozesses durch Zugabe von Schwefel (Sulfide) herbeizuführen. Auch von zusätzlicher Hefenahrung oder verschiedenen „Schönungsmitteln“ ist da häufig die Rede. Das kann man privat natürlich alles machen, nur ein richtiger Met entsteht dadurch kaum, denn unser Lebensmittelrecht besagt, das der Begriff Met ausschließlich für ein Getränk aus Honig, Wasser und Hefe vorbehalten ist. Und wer meint, einen hochwertigen Honig kochen zu müssen, hat sowieso schon mal einiges nicht verstanden…

Met zum Trinken und Kochen:

Die meisten Menschen trinken Met wohl einfach so, wie er aus der Flasche kommt – im Sommer etwas wärmer und im Winter etwas kühler. Einige nutzen dafür ein Trinkhorn, andere bevorzugen Glas oder Keramik. Richtige Genießer dagegen verwenden für Met gerne dickbauchige und etwas voluminöse Weingläser in Eiform. Diese werden nur bis zu weitesten Stelle der bauchigen Öffnung gefüllt und dann wird das Glas leicht geschwenkt. Der Met läuft an den Seitenwänden wieder ab und befreit die Aromen, welche sich in der nach oben verjüngenden Form des Glases sammeln und nun zunächst durch das Riechen entdeckt werden können. Im Grunde gilt beim Probieren eines Met das gleiche wie für einen Rebenwein, die Gourmets unter Euch wissen schon, wie das vonstatten geht…

Wie beim Glühwein gibt es natürlich auch GlühMet und dieser lässt sich recht einfach herstellen: Den Met langsam erhitzen und auf eine Temperatur von höchstens 70 Grad Celsius bringen. Zum Einschenken verwendet man am Besten einen vorgewärmten Becher – und fertig ist der gesunde Wintergenuss! Abwechselung lässt sich hierbei durch unsere verschiedenen Metsorten herstellen und auch die meisten unserer Met-Mischungen wie z. B. Met mit Kirsch, Met mit Apfel oder Met mit Johannisbeerwein eignen sich zum Erhitzen. Wem das noch nicht reicht, der kann zusätzlich noch mit unserem Glühmetgewürz „Heißer Waräger“ experimentieren: Einfach ein kleines Teesäckchen damit füllen, verschließen, mit erhitzen und vor dem Genuss wieder entnehmen.

Nicht nur im Sommer kann man natürlich auch jede Metvariante „on the Rocks“, also mit Eis und dadurch kühl genießen. Spezialisten kreieren auch Coctails mit Met, verfeinern (Speise-) Eisbecher damit oder backen Metkuchen. Unsere klassischen Metsorten eignen sich darüber hinaus auch zum Mischen mit Bier. Geheimtipp: Heidruns Met, halbe halbe mit Flens mischen – geile Mische, aber macht schnell düselig im Kopf! 🙂

Auch bei der Zubereitung von Speisen, also beim Kochen, spielt Met eine immer größere Rolle. Vom Met-Gemüseeintopf bis zum Braten mit Metsoße sind der Fantasie dabei kaum Grenzen gesetzt.

Bei uns im Laden habt Ihr regelmäßig eine Auswahl von über dreißig verschiedenen Sorten Met, Metmischungen, Sonderabfüllungen wie unseren „Craft-Met“ sowie Honig aus eigener Imkerei und vieles davon findet sich natürlich auch in unserem Onlineshop

Skål!

„Fantasy Irish Pagan Night“ mit Lucy van Org in Hamburg

Dezember 1, 2018 in Allgemein

Morgen, Sonnabend 01.12.2018 findet die „Fantasy Irish Pagan Night“ im Kulturpalast Hamburg statt. Es beginnt um 20:00 Uhr mit einer musikalischen Lesung von Lucy van Org („lasst Euch überraschen!“), wird gefolgt durch den Auftritt der Gruppe „Fairykelt“ (Celtic Fantasy Folk) sowie als drittes durch die Gruppe „Waldkauz“ (Pagan Folk). Außerdem gibt es „Natürlich auch Feier mit dem Cerritus-DJ-Programm rund um Folk und Mittelalter!“.

Luci schreibt auf die erste Seite eines Buches eine Widmung. Hinter ihr liegen weitere Bücher auf einem Tisch.

Über die letzte musikalische Lesung (Thema: Ihr Buch „Die Geschichten von Yggdrasil„) von Lucy in Hamburg  haben wir ja bereits im Januar berichtet, was es nun genau gibt, wissen wir auch nicht (siehe O-Ton oben 😉 ), aber sie hat mit Sicherheit genügend künstlerisches Potenzial, um uns äußerst positiv zu überraschen. Und nicht zuletzt sind da ja auch noch die beiden Musikgruppen, sowie sicher jede Menge Spaß und interessante Leute!

Vielleicht sehen wir uns dort?

Slawentage 2018

Juli 20, 2018 in Allgemein, Ausflugstipps, Veranstaltungen, Wikinger

„Die Wikinger & Slawen kommen!

Auf den Slawentagen im Oldenburger Wallmuseum treffen sich am 21. und 22. Juli über vierhundert Krieger, Händler und Handwerker aus ganz Europa und lassen das 9. und 10. Jahrhundert in all seinen Facetten wieder auferstehen: Schmiede formen aus glühendem Eisen kunstvolle Messer, Garne und Tuche werden in Pflanzensuden gefärbt, Silberschmiede und Glasperlenmacher stellen kostbare Schmuckstücke her. An den Marktständen gibt es vielfältige Waren zu kaufen, die sich nicht nur für Enthusiasten eignen.

Höhepunkte des Programms sind neben den Vorführungen von Kleidung und Bewaffnung der Wikinger und Slawen die großen Schlachten. Stehen Sie mittendrin und nicht nur daneben, wenn Krieger sich darin versuchen, die Burg von „Starigard“ zu erobern. Kämpfer landen in Schiffen an und stürmen das Walltor, während die verzweifelten Verteidiger den Burgwall bemannen und die Angreifer mit Speeren und Steinen zurückzuschlagen versuchen.
Für Groß und Klein wird ein breites Programm zum Mitmachen angeboten: In diesem Jahr neu dabei ist die Vorführung der Falkner.

Probiert Euch im Bogenschießen oder lauscht den musikalischen Klängen der „Lautlosen“. Kinder können die mittelalterlichen Siedlungen mit einer Rallye erkunden oder Geschichten aus alter Zeit zuhören. Außerdem sind Gäste eingeladen, verschiedene mittelalterliche Handwerke selbst auszuprobieren. Und natürlich ist auch reichlich für das leibliche Wohl mit einer großen Auswahl Süßem und Herzhaften gesorgt.

Kommt ins Wallmuseum und entdeckt den Slawen in Euch!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser Laden ist daher von Freitag, 20. 7. bis Sonntag, 22.7. geschlossen.

Ab Montag, 23.7. sind wir wieder für Euch da!

Macht doch einen Ausflug und besucht uns dort, wir freuen uns auf Euch!

 

 

Wikingermarkt Jork

Mai 23, 2018 in Allgemein, Ausflugstipps, Veranstaltungen, Wikinger

Morgen, Donnerstag, 24.05.2018 fahren wir ins zum Wikingermarkt Jork – und nein, nicht York im Norden Englands (obwohl das sicher auch schön wäre), sondern Jork im Alten Land, südlich von Hamburg, da wo die Obstbäume blühen!

 

Am Freitag, 25.05. ab 13:00 Uhr geht es los mit einem Wikinger Kindertag und dabei dürfen Ask und Embla vom Heidentheater natürlich nicht fehlen… 😉

Sonnabend und Sonntag (26. + 27.05.2018) findet dort, wie auch schon in den vergangenen Jahren, ein beeindruckender, großer Wikingermarkt mit diversen Schaukämpfen, handwerklichen Vorführungen und vielen schönen Dingen zum Anschauen und Kaufen statt.

„Lassen sie sich entführen in eine längst vergangene Zeit vor über 1000 Jahren. Wie jedes Jahr wird es zahlreiche Mitmachaktionen sowie Schaukämpfe geben. Weiterhin wird für das leibliche Wohl in unserem Gastrobereich gesorgt werden.“ lautet das offizielle Motto.

Ihr möchtet uns dort besuchen? Hier der Link zur Seite: www.wikingermarkt-jork.com

Ab Montag, 28.05.2018 sind wir dann um viele Eindrücke reicher und sicher auch mit neuen Geschichten und Waren aus der Wikingerwelt zurück im Laden im Lollfuß.

 

 

Kalender „Der Jahreskreis 2018 – Eine heidnische Reise“

Oktober 23, 2017 in Der Jahreskreis, Warenangebot

Die Kalender „Der Jahreskreis 2018 – Eine heidnische Reise“ sind heute eingetroffen und damit ab sofort lieferbar.

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Dieser Kalender beginnt wieder im Julmond (Dezember) 2017 und endet im Julmond 2018. Die großen Fotos der Vorderseiten zeigen stimmungsvolle Bilder aus dem Jahreslauf. Die Wahl liegt diesmal auf Motiven aus der Natur, denn diese ist für den Kalender-Autoren „die Quelle des Heidentums“. Weiter schreibt er: „Es ist nicht nur der Blick, der in die Weite geht, auch viele Details am Wegesrand werden eine Rolle spielen. Mit offenen Augen durch die Natur unserer Heimat zu gehen, erfüllt mich stets mit Freude – ich hoffe ich kann Euch davon etwas vermitteln“.
Wieder hat jede Rückseite Informationen zu Kalendarischem aus germanischem, keltischem, slawischem und finnischem Kulturraum sowie einer Runenerläuterung und weitere Texte, in denen neben dem schon bekannten „Fensterblick“ wieder die alten Monats- und Wochentagsnamen sowie die Datierung des Isländischen Kalenders 2018 erklärt werden. Dieses Jahr gibt es zusätzlich kurz gehaltene Texte zu den Sonnenfesten und Jahreszeiten, vom Autoren „bewusst kurz gefasst“. Sonderthema wird dieses Jahr das angelsächsische Futhork sein – verglichen mit dem älteren und jüngeren Futhark.

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Im Anhang finden sich eine Übersicht zu Jahreskreisfesten und eine kurze Bilderläuterung.

Erhältlich ist „Der Jahreskreis 2018 – Eine heidnische Reise“ sowohl bei uns im Laden, wie auch über unseren Beowulf-Shop im Netz. Der Preis beträgt € 18,-.

 

 

Bericht und Nachgedanken zur Fachtagung „Wikingerkult und Rechtsextremismus“

Oktober 16, 2017 in Allgemein, Wikinger

Die Fachtagung mit dem Titel „Odin mit uns! – Wikingerkult und Rechtsextremismus“ fand am 09. und 10.Oktober in der Akademie Sankelmark statt.

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Zunächst vielen Dank an sämtliche Organisatoren und Beteiligten, die diese Veranstaltung überhaupt ermöglicht haben. Federführend sind hier die Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein (AWO) sowie das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus mit seinen mobilen Teams zu nennen. Durch die Einbindung verschiedenster Institutionen wie z. B. der Bundeszentrale für politische Bildung, dem archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein oder auch dem Innenministerium S-H, folgten äußerst renommierte Referenten dem Ruf zur Teilnahme an dieser Tagung. Vielfach wurde offensichtlich, dass sich diese unterschiedlichen Akteure hier zum ersten Mal begegneten.

Die Workshops dieser Tagung wurden online dokumentiert, hier der Link zur Dokumentation.

Wir hatten die Tagung inklusive einer Übernachtung gebucht. Am Montagmorgen gruppierten sich um den nett gedeckten großen Kaffeetisch bereits einige Personen, unter denen wir so manche bekannte Gesichter und Namen entdeckten. An einer Wand befand sich zur Orientierung eine Informationstafel und hier konnte jeder nachlesen, zu welchen Workshops man sich angemeldet hatte. Wir waren bereits während der Anmeldung mit den Auswahlmöglichkeiten überfordert, da die Workshops gleichzeitig stattfanden und wir gerne an allen teilgenommen hätten. Der mündlich angekündigten Möglichkeit, sich jetzt noch Umzutragen, kamen auch gleich einige der Teilnehmer nach, und bevor wir uns noch einmal mit unser Auswahl befassen konnten, wurde zu den Begrüßungs- und Eröffnungsvorträgen gerufen. Der nun folgende „Vortragsmaraton“ bot leider kaum noch Zeit für anderes, die Pausen mussten verkürzt und die Essenszeiten verschoben werden, um überhaupt noch annähernd im Programm zu bleiben. Sämtliche Vorträge hatten durchweg ein recht hohes Niveau (bis auf die Aktualität von Statistiken bzw. Einbezug von Sozialen Medien, aber dazu später mehr) und die Referenten wussten soviel Interessantes zu erzählen, dass leider viel zu wenig Raum für Diskussionen blieb. Zu allem Übermaß wurden auch die Workshops größtenteils als Vortrag gestaltet, alle Teilnehmer waren somit in eine eher passive Rolle gedrängt, obwohl sich darunter ebenfalls so einige „Hochkaräter“ ihrer jeweiligen Disziplin befanden. Schade, denn unter dem Begriff „Workshop“ hatten wir uns mehr Mitwirkung und Einbindung der Teilnehmer vorgestellt.

Leider fehlten auf dieser Tagung weitestgehend auch diejenigen, über die hier gesprochen werden sollte und damit sind keineswegs Extremisten der rechten Szene gemeint, sondern Menschen aus den Bereichen „Reenactment“, „Living History“, oder auf deutsch: Mitwirkende an und auf (Früh-) Mittelalterveranstaltungen (vor allem aus dem Bereich Frühmittelalter-Schaukampf) genauso wie Personen aus den Bereichen Heidentum und Paganismus. Ihnen wird schließlich vorgeworfen, das wissenschaftliche Bild der Wikingerkultur verfälscht darzustellen, und es wäre auf dieser Tagung zu klären gewesen, ob das durch ein Versagen der Wissenschaft (Art der Forschung und Publikationen) oder durch Ignoranz bzw. ideologische Verblendung der „Laien“ begründet ist. Es waren lediglich einige Teilnehmer in Doppelfunktion anwesend: Unter den mobilen Beratern für Rechtsextremismus fanden sich Rollenspieler (LARP – Live Action Roleplaying) und auch ein Schwertkämpfer, welcher diese Tätigkeit aber vorwiegend als reine Sportart und in Turnhallen ausübt. Ähnlich verhielt es sich innerhalb der historischen Disziplin: Einige der anwesenden Archäologen, Skandinavisten, Forscher und Museumsleute konnten natürlich mit persönlichen Erfahrungen im „Living History“ aufwarten, aber aktive Schaukämpfer fanden sich leider nicht darunter. Das Fazit, mehr miteinander statt übereinander zu sprechen, wurde jedoch einstimmig begrüßt.

Die Gründe, warum kaum Schaukämpfer oder Vertreter des Heidentums anwesend waren (letztere ebenfalls nur in Doppelfunktion), liegen zum einen darin, dass diese Tagung am Wochenbeginn stattfand. Berufstätige hätten dafür (Bildungs-) Urlaub einreichen müssen und das gestaltet sich für Studierende, Beamte und Mitarbeiter in öffentlichen Institutionen um ein vielfaches leichter, als für Selbstständige oder Arbeitende und Angestellte in Kleinbetrieben.

Hinzu kommen einige sehr unglücklich gewählte Formulierungen in der Tagungsbeschreibung. Die oberflächliche mediale Sommerloch-Berichterstattung über die Schildbemalung mit einem Hakenkreuz während der Schleswiger Wikingertage zum Aufhänger zu wählen, musste in Anbetracht der vorausgegangenen Diskussionen innerhalb der Reenactment-Szene „nach hinten losgehen“. Bis heute wird eine sachliche Diskussion darüber dadurch erschwert, dass es parallele Artikel in den Zeitschriften „Schleswiger Nachrichten“ des SHZ (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag) und in der TAZ („Die Tageszeitung“) gab, in den beiden Artikeln unterschiedliche Schilde abgebildet sind und beim SHZ eine Broschüre des Museums Oerlinghausen nicht erwähnt wird, im TAZ-Artikel hingegen schon. Die Schleswiger Wikingertage haben sich in der Vergangenheit zwar nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was die Auswahl von Musikgruppen oder den Einlass von Besuchern mit rechtsextremistisch eindeutig konnotierter Bekleidung betrifft – aber es ist verwirrend, in selben Diskussionsstrang Fotos aus Wolin abzubilden, wo das Zeigen von Hakenkreuzen (unabhängig von der Frage nach deren historischer Nachweisbarkeit) keine Straftat darstellt. Bereits diese Unsachlichkeit bewirkte bei einigen Unwilligkeit, sich mit diesem Thema überhaupt auseinanderzusetzen. Die in dem TAZ- Artikel erwähnte Broschüre „Nazis im Wolfspelz“ von Karl Banghard (Freilichtmuseum Oerlinghausen) hatte Aufregung und Kritik verursacht, die bei vielen in der Szene anscheinend zu einer unkooperativen Trotzhaltung geführt hat.

Vorderseite „Nazis im Wolfspelz“:

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Zum Vergleich hier die Links zu den Zeitschriften:

Schleswiger Nachrichten v. 09.08.2016: „Nazi-Verdacht bei den Wikingertagen /Achtspeichiges Hakenkreuz auf einem Schild bei den Kampf-Vorführungen sorgt für Wirbel / Veranstalter sprechen von „unglücklicher Motivwahl““

Schleswiger Nachrichten v. 10.08.2016: „Nazi-Verdacht in Schleswig : Hakenkreuz-Schild bei Wikingertagen – Blödheit oder Provokation? /Die Wikinger-Szene diskutiert über ein fragwürdiges Symbol in Schleswig. Schaukämpfer fühlen sich ungerecht behandelt.“

TAZ v. 10.08.2016: „Nazi-Symbol beim Wikinger-Fest / Mit Rüstung und Hakenkreuz /Beim Wikinger-Fest in Schleswig kämpft ein Darsteller mit einem Hakenkreuz-Symbol. Die Unterwanderung durch Rechte sei ein Problem, so Forscher.“

Viele Schaukämpfer fühlten sich zunächst durch das Heft von Banghard und dann nochmal durch die Presse pauschal an den Pranger gestellt. Dieses Heft lag auch den Tagungsmappen bei, welche allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden. Zum Inhalt von „Nazis im Wolfspelz“ sollte zunächst lobend erwähnt werden, das Karl Banghard der einzige seiner Zunft ist, der sich bisher überhaupt öffentlichkeitswirksam mit dieser Problematik auseinander gesetzt hat. Leider wurden die darin gezeigten Beispiele lediglich an einer Veranstaltung im polnischen Wolin festgemacht und obwohl die deutsche Reenactment-Gruppe „Ulfhednar“*** im Heft und auf der Tagung erwähnt wurde, sind die Gesetze und politischen Gegebenheiten in Polen ganz andere als in Deutschland. Die Be- und Zuschreibungen der Symbole in Karl Banghards Heft sind weitestgehend korrekt, aber in Anbetracht des nahezu völligen Fehlens entsprechender wissenschaftlicher Fachliteratur* und somit nicht vorhandener Fußnoten oder Verweise sind sie eindeutig viel zu oberflächlich gehalten. Aber was will man schon in einem dünnen, bunt bebilderten Heft von nicht einmal 60 Seiten alles unterbringen?

Rückseite „Nazis im Wolfspelz“:

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Wer sich den Inhalt des Heftes „Nazis im Wolfspelz“ online ansehen möchte, kann das hier tun.

Häufig ist den Mitwirkenden der heutigen Wikingerszene übrigens gar nicht bewusst, welche Faszination sie mit ihrer Darstellung für die Anhänger nordischer Rassenlehren ausüben. Besonders deutlich wurde dieses, als 2016 plötzlich Bilder von Wikingerdarstellern auf Facebookseiten auftauchten, die sich „Save our White Children!“** und „Proud European Heritage“** nannten. Dort wurden ebenso Fotos von Kindern aus der Reenactmentszene ungefragt politisch verwendet wie die von Personen ohne deren Kenntnis mit Texten wie „I am proud to be a white heterosexual!“ versehen.

Im Verlauf der Tagung wurde auch deutlich, dass der Unterschied zwischen einer Museumsveranstaltung und privatwirtschaftlichen Unternehmungen (z. B. „Wikingertage Schleswig“) kaum bekannt war: Der Auftrag eines Museums besteht in erster Linie darin, Wissen zu vermitteln, und die Aufgabe einer Veranstaltungsfirma ist es, Geld zu verdienen. Da sich die Fachwissenschaft jedoch zum großen Teil in ihre Elfenbeintürme der Forschung zurückgezogen hat und tatsächlich kaum in der Lage ist, ihre eigenen (Museums-) Veranstaltungen zu kontrollieren (wie im Laufe der Tagung ebenfalls deutlich wurde), werden insbesondere private Initiativen kritisiert, aber leider viel zu selten wissenschaftlich begleitet. Zwar wurden die Unterschiede und Probleme zwischen wissenschaftlicher Forschung sowie ihrer Vermittlung durch Dr. Ulf Ickerodt (Arch. Landesamt S-H) anschaulich erläutert, aber von einem Konzept in Bezug auf das Tagungsthema scheint man in Schleswig dennoch weit entfernt zu sein.

Es gibt indes durchaus Bemühungen, Veranstaltungen für Rechtsextremisten unattraktiv zu machen, indem szenetypische Kleidung bei Besuchern und vor allem der Verkauf und die Präsentation entsprechender Symbole durch Mitwirkende (Reenactors und Händler) verhindert werden. Meistens wurden solche Regeln erst nach Auffälligkeiten entwickelt, aber die Sensibilität für diese Auffälligkeiten scheint sehr unterschiedlich entwickelt zu sein: So haben beispielsweise der Verein Valsgaard oder auch die Wikingergesellschaft Jork / Altes Land Konzepte entwickelt, wohingegen für andere Veranstaltungsorganisatoren, sowohl Museen als auch kommerzielle Veranstalter, „das Kind erst richtig in den Brunnen gefallen sein muss“, um eine rechtliche Handlungsgrundlage beispielsweise durch entsprechende Formulierungen in der Hausordnung zu schaffen. Das Kreismuseum Wewelsburg hat sich z. B. eine äußerst rigorose Hausordnung gegeben, welche wohl keinen Raum mehr für rechtsextremistische Inzinierungen und Auftritte lässt und auch Oerlinghausen ist hier wohl ziemlich weit vorn mit dabei. Ob das auch für andere Museen ein akzeptabler und gangbarer Weg wäre, muss aber wohl noch diskutiert werden.

Ähnlich wie bei den Schaukämpfern verhält es sich mit der ebenfalls im Tagungstext angesprochenen „Neopaganen Religiosität“. Formulierungen wie: „Wissen wir, was die Wikinger glaubten? Gab es überhaupt einen gemeinsamen Glauben der Wikinger? Neben der Beschäftigung mit diesen Fragen soll in dem Workshop auch darüber diskutiert werden, ob ein Anknüpfen an germanische Religionen immer rechts konnotiert sein muss“, sind mit Sicherheit nicht geeignet, Brücken zu bauen, sondern hinterlassen im besten Fall ungläubiges Staunen über soviel Unwissenheit – oder sollte man hier besser das Wort Ignoranz verwenden? Man hätte im Einladungstext genauso gut eine andere Frage formulieren können: „Muss die heutige Archäologie zwingend am rechtsextremen Ahnenerbe anknüpfen?“ Wieviele Archäologen wären dem Ruf zur Tagung dann wohl gefolgt und hätten daran teilgenommen? Aber auch während der Tagung fielen Begriffe wie „erfundene Religion“ und andere unschöne Formulierungen. Nicht zuletzt wurde der Workshop „Neopagane Religiösität und ihre wikingerzeitlichen Vorbilder“ durch einen evangelischen Theologen geleitet, welcher die Stellung eines Sektenberaters – oder genauer: eines „Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen“ einnimmt. Einladend und vor allem neutral wirkt das nicht gerade – wobei hier keineswegs gesagt werden soll, dass Herr Dr. Matthias Pöhlmann nichts von seinem Fach verstünde! An diesem Workshop konnten wir wegen der Überschneidungen leider nicht teilnehmen, aber aufgrund der entsprechenden Dokumentation und der Berichte von Teilnehmern wäre jedoch Folgendes anzumerken:

Vielleicht wäre es für diesen Workshop generell besser gewesen, nach unabhängigen und vor allem überkonfessionellen Referenten Ausschau zu halten. Solche finden sich beispielsweise bei „REMID“, dem religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst e.V. aus Marburg. Ebenfalls etwas erschreckend war es auch festzustellen, dass die Publikation „Göttertrost in Wendezeiten : neugermanisches Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus“ von Prof. Stefanie von Schnurbein aus dem Jahr 1993 zwar einigen bekannt war, ihre neuere und wesentlich umfangreichere Untersuchung des Themas in Norse Revival. Transformations of Germanic Neopaganism“ aus 2016 hingegen wohl noch nicht wahrgenommen, geschweige denn gelesen wurde. Zumindest war dieses unser Eindruck in persönlichen Gesprächen am Rande der Tagung. Gerade in den letzten zwanzig Jahren hat sich in diesem Bereich aber soviel Grundlegendes verändert, dass ein Rückgriff auf mehr als zehn Jahre alte Publikationen nahezu ungebildet erscheint. Möglicherweise wäre auch Stefanie von Schnurbein eine bessere Wahl für diesen Bereich gewesen. ****

Die Ablehnung heidnischer („neopaganer“) Religiosität zog sich im übrigen wie ein roter Faden durch die gesamte Tagung. Die beispielhaft erwähnten Gruppierungen waren die „Artgemeinschaft“*** sowie die Reenactment-Gruppe „Ulfhednar“***. Seriösere Formen von heutiger paganer Religiosität waren aufgrund der Tagungsausrichtung kaum Thema. Jedoch setzt sich die nicht-rechte Szene des Heidentums seit rund zwanzig Jahren nun schon immer wieder distanzierend mit dieser Thematik auseinander. Vielleicht wären dortige Lernprozesse sogar beispielhaft für das Entwickeln von musealen Abgrenzungskonzepten. Stattdessen wurde berichtet, dass pagane und auch esoterische Gruppen gerne eingetragene Bodendenkmäler (Großsteingräber u. ä.) für ihre Praktiken aufsuchen und leider nicht immer pfleglich mit diesen und der jeweiligen Umwelt umgehen. Wer solche Orte häufig besucht, wird tatsächlich immer wieder auf dort hinterlassenen Wohlstandsmüll oder gar auf Beschädigungen der Denkmäler stoßen. Da ist es beinahe schon logisch, dass Archäologen und Denkmalpfleger nicht eben gut darauf zu sprechen sind. Wer somit heute in der ur- und frühgeschichtlichen Forschung Karriere machen möchte, sollte sich hinsichtlich seiner religiösen Präferenzen daher entweder verschlossen geben, oder sich zu einer der beiden großen, christlichen Kirchen bekennen – alles andere könnte offensichtlich hinderlich sein.

Zumindest soweit wir das mitbekamen, wurden weitere wichtige Teile der Problematik kaum thematisiert, nämlich die Vereinnahmung des Wikingerbegriffes von Rechtsextremisten in sozialen Netzwerke wie z. B. Facebook und im Bereich Onlineversand. Ebenfalls deutlich wurde, dass sich etliche der anwesenden Fachleute vorwiegend mit gedruckten Schriften befasst hatten und zusätzlich lediglich – recht oberflächlich – die große Internetsuchmaschine (Google) bemüht hatten. Was sich themenbezüglich alleine in den letzten zehn Jahren in sozialen Netzwerken oder auch in Diskussionsforen entwickelte, war den meisten Wissenschaftlern auf dieser Tagung leider nahezu unbekannt. Diese Unkenntnis wurde auch kurz thematisiert und es wurde festgehalten, dass hier Nachholbedarf besteht. Wie das allerdings gehen soll, wenn sich die Forscher auch zukünftig verweigern, an profanen Diskussionen teilzunehmen, bleibt zunächst noch ein Rätsel. Was hilft es, die geschichtliche Parallelentwicklung von Archäologie als Wissenschaft und die Begriffsbildung von Nation als eine Ursache der Problematik klar herauszuarbeiten, wie es Dr. Ulf Ickerodt in seinem Vortragsteil tat, wenn es „nicht Aufgabe der Forschung ist, ihre Ergebnisse einem breiten Publikum vorzustellen“? Sollte sich Forschung nicht mit aktueller Recherche nach Wikingerrezeption verbinden, wie sie beispielsweise Jan Raabe durch den aktuellen Besuch der Wikingertage und detaillierte Kenntnisse im Bereich Neopaganismus erbringt? Er gilt als Experte für Rechtsrock, konnte jedoch mit seinem Vortragsteil genau diese Verbindung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und „Umsetzung“ des Wikingerbildes verdeutlichen.

Einer der bemerkenswertesten Beiträge aus dem Plenum heraus kam übrigens von Prof. Rudolf Simek. Herr Simek forderte seine Fachkollegen darin auf, sich mehr für populärwissenschaftliche Arbeiten zu öffen und eventuell sogar Beiträge für Illustrierte zu verfassen, denn „(…) wenn wir es nicht tun, tun es andere (…)!  Nicht zuletzt zeigt Simek durch seine Veröffentlichungen sowie durch seine Zusammenarbeit mit Tommy Krappweis schon seit Jahren, wie sowas aussehen kann, und er ist damit den meisten seiner Fachkollegen schon um Lichtjahre voraus – Vielen Dank Herr Prof. Simek!

Für einige Entspannung am Montag Abend sorgte dann die Vorführung „Best of Wikingerfilme“ von Herrn Ickerodt. Es wurden Trailer von (gefühlt) allen bekannten und auch einigen unbekannten Filmen mit Wikingerbezug gezeigt, die Herr Ickerot witzig und ironisch kommentierte.

Am Dienstag besuchten wir direkt nach dem Vortrag den Workshop „Was tun bei rechtsextremen Vereinnahmungsversuchen im Reenactment und bei Museumsveranstaltungen?“ von Ute Drews (Wikingermuseum Haithabu) und Ralf Hoppadietz (Universität Leipzig). Der Workshop begann wiederum mit einleitenden Vorträgen, hatte dann aber zumindest ein Element, welches man tatsächlich als Workshop bezeichnen kann. Im vortragenden Teil von Herrn Hoppadietz wurde sehr gut herausgearbeitet, dass eben nicht jede Zurschaustellung eines historisch überlieferten Symbols auch eine korrekte historische Darstellung ist. Wären solche Ausarbeitungen einer breiteren Masse von Reenactern bekannt, würde vielleicht sensibler mit Symbolen umgegangen. Es bleibt die Frage, ob die aktuelle Unsensibilität durch mangelnde Bringschuld der Wissenschaft oder durch Trägheit oder gar bewusste Provokation der Darsteller verursacht wird – und auch, wie mit solchem provokanten Symbolmissbrauch umzugehen ist. Sowohl hier wie auch während der nachmittäglichen Führung durch Haithabu wurde deutlich, dass sich Frau Drews der Bedeutung Haithabus als ideologische Wallfahrtsstätte für Rechtsextremisten bisher wohl nicht ausreichend bewusst war. So existiert bisher weder eine entsprechende Hausordnung noch ein Konzept, wie mit offensichtlich rechtsextremistischen Besuchern umgegangen werden soll. Diesbezüglich wurde aber eine Änderung angekündigt, welche durch die mobilen Berater für Rechtsextremismus nun tatkräftig unterstützt werden soll.

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Fazit: Eine solche Veranstaltung war seit Jahrzehnten überfällig und sie ist, gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Situation, dringender denn je. Es bleibt zu hoffen, dass die hier entstandenen Kontakte intensiv genutzt werden, um entsprechende Konzepte zu entwicken. Jedoch kann und sollte diese Fachtagung nur den Auftakt für eine Reihe weiterer Veranstaltungen – und vor allem auch Publikationen – mit ähnlichem Themenschwerpunkt darstellen. Wer sich nun zurücklehnt und glaubt, man hätte ja etwas getan und das müsste für die nächsten Jahre reichen, irrt ganz gewaltig. Für uns und unser kleines Unternehmen existiert so ein Konzept übrigens bereits seit vielen Jahren und es wurde immer wieder ergänzt, diskutiert und überarbeitet. Wer mehr darüber wissen will, darf uns gerne besuchen und befragen, hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

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* Von anderen Teilnehmenden erfuhren wir, dass in dem Workshop „Vergangenheit trifft Gegenwart – Runen, Symbole und Codes im Rechtsextremismus“ von Priv. Doz. Dr. Alexandra Pesch (Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie) und Kristin Kröckel (Regionales Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Itzehoe) umfassende und fundierte Informationen geboten wurden. Leider findet sich dazu keine Dokumentation, wohl wegen der Schwierigkeit, in dieser Dokumentationsform verwendete Abbildungen zu zeigen.

** Die genannten Seiten sind auf Grund einer entsprechenden Meldung eines in diesen Netzwerken aktiven Fotografen nicht mehr sichtbar. Es wurden Urheberrechte geltend gemacht.

Hinweis: Auf eine Verlinkung der mit *** gezeichneten Begriffe wurde bewusst verzichtet. Wer nicht weiß, um wen oder was es sich dabei handelt, mag die Internet-Suche bemühen.

**** Inzwischen erfuhren wir, dass Frau von Schnurbein aus terminlichen Gründen leider nicht als Referentin zur Verfügung stand.

PS. Der etwas anders gewichtete, aber dennoch interessante Tagungsbericht einer teilnehmenden Archäologin findet sich hier.

 
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