„Die Geschichten von Yggdrasil“

Januar 11, 2018 in Warenangebot

Eine Aufnahme von Luci van Org, auf der sie einen Thorshammer an einer langen Halskette trägt.

Foto: Victor Hildebrand

Am Donnerstag, dem 11. Januar 2018, liest Luci van Org aus ihrem Buch „Die Geschichten von Yggdrasil“ und wird als Multitalent auch dazu singen und musizieren. Die Veranstaltung findet in Hamburg statt, und daher nehmen wir uns die Freiheit, an diesem Tag unseren Laden geschlossen zu halten und dorthin zu fahren.

Der aufwändig gestaltete Bucheinband

Das Buch, aus dem sie lesen wird, haben wir seit einer Weile im Programm und seitdem schon an viele Kunden empfohlen. Zu uns kommen ja häufig Leute, die sich über die nordische Mythologie informieren oder einfach mal „die Edda“ lesen wollen. Für diese Zwecke haben wir ebenfalls die Übersetzungen der alten Texte in Form von günstigen Reclam-Ausgaben oder dem „Lexikom der germanischen Mythologie„, aber Lucis Buch ist anders: Sie hat nicht einfach die alten Geschichten, die zudem oft auch noch in für uns heute ungewühnlicher Stabreimform verfasst wurden, in modernes Deutsch übersetzt, sie hat sie neu erzählt! So ist die Entstehung der Welt beispielsweise nicht wie üblich als trockenen Wiedergabe der „Völuspá“ erzählt, sondern das Wissen um die nordische Schöpfungsgeschichte wird in einem amüsanten Dialog zwischen Odin und Mimir ganz nebenbei vermittelt. Dabei hat Luci einen frisch-frechen Sprachstil verwendet und eigene Gedanken einfließen lassen (beispielsweise wie ein freundschaftliches Verhältnis zwischen riesentötendem Weltenschöpfer und riesischem Weisheitsbrunnenwächter entstehen konnte…), wobei es fachlich-inhaltlich nichts zu Meckern gibt. Sie erfindet nichts dazu, sie malt das Bild nur weiter aus. Das Buch nennt sich „Familienbuch“, weil es nicht wie andere Edda-Ausgaben zu einem Drittel aus Erläuterungen besteht, ohne die den Lesenden der Inhalt oft fremd bleibt.

Dass Luci es schafft, sich mit der nordischen Mythologie modern oder humorvoll auseinanderzusetzen, ohne diese zu Verfälschen, ins Pathetische oder Lächerliche zu ziehen, hat sie schon mit der Illustration des Kinderbuchs „Thors Hammer“ und ihrem Roman „Frau Hölle“ bewiesen.

Wir freuen uns auf den Abend mit Luci und sind ab Freitag, dem 12. Januar auch wieder im Laden, damit Ihr auch in Schleswig ihre tollen Bücher kaufen könnt! 😉

Nachtrag: Es war eine gut besuchte Veranstaltung, die Stimmung dennoch eher familiär und Lucy war  – sowohl lesend, wie erzählend und auch musikalisch – mal wieder großartig in Form!  Unsere Fotos sind leider nur dunkel und unscharf, aber wir möchten sie Euch trotzdem nicht vorenthalten.

Kalender „Der Jahreskreis 2018 – Eine heidnische Reise“

Oktober 23, 2017 in Der Jahreskreis, Warenangebot

Die Kalender „Der Jahreskreis 2018 – Eine heidnische Reise“ sind heute eingetroffen und damit ab sofort lieferbar.

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Dieser Kalender beginnt wieder im Julmond (Dezember) 2017 und endet im Julmond 2018. Die großen Fotos der Vorderseiten zeigen stimmungsvolle Bilder aus dem Jahreslauf. Die Wahl liegt diesmal auf Motiven aus der Natur, denn diese ist für den Kalender-Autoren „die Quelle des Heidentums“. Weiter schreibt er: „Es ist nicht nur der Blick, der in die Weite geht, auch viele Details am Wegesrand werden eine Rolle spielen. Mit offenen Augen durch die Natur unserer Heimat zu gehen, erfüllt mich stets mit Freude – ich hoffe ich kann Euch davon etwas vermitteln“.
Wieder hat jede Rückseite Informationen zu Kalendarischem aus germanischem, keltischem, slawischem und finnischem Kulturraum sowie einer Runenerläuterung und weitere Texte, in denen neben dem schon bekannten „Fensterblick“ wieder die alten Monats- und Wochentagsnamen sowie die Datierung des Isländischen Kalenders 2018 erklärt werden. Dieses Jahr gibt es zusätzlich kurz gehaltene Texte zu den Sonnenfesten und Jahreszeiten, vom Autoren „bewusst kurz gefasst“. Sonderthema wird dieses Jahr das angelsächsische Futhork sein – verglichen mit dem älteren und jüngeren Futhark.

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Im Anhang finden sich eine Übersicht zu Jahreskreisfesten und eine kurze Bilderläuterung.

Erhältlich ist „Der Jahreskreis 2018 – Eine heidnische Reise“ sowohl bei uns im Laden, wie auch über unseren Beowulf-Shop im Netz. Der Preis beträgt € 18,-.

 

 

Bericht und Nachgedanken zur Fachtagung „Wikingerkult und Rechtsextremismus“

Oktober 16, 2017 in Allgemein, Wikinger

Die Fachtagung mit dem Titel „Odin mit uns! – Wikingerkult und Rechtsextremismus“ fand am 09. und 10.Oktober in der Akademie Sankelmark statt.

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Zunächst vielen Dank an sämtliche Organisatoren und Beteiligten, die diese Veranstaltung überhaupt ermöglicht haben. Federführend sind hier die Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein (AWO) sowie das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus mit seinen mobilen Teams zu nennen. Durch die Einbindung verschiedenster Institutionen wie z. B. der Bundeszentrale für politische Bildung, dem archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein oder auch dem Innenministerium S-H, folgten äußerst renommierte Referenten dem Ruf zur Teilnahme an dieser Tagung. Vielfach wurde offensichtlich, dass sich diese unterschiedlichen Akteure hier zum ersten Mal begegneten.

Die Workshops dieser Tagung wurden online dokumentiert, hier der Link zur Dokumentation.

Wir hatten die Tagung inklusive einer Übernachtung gebucht. Am Montagmorgen gruppierten sich um den nett gedeckten großen Kaffeetisch bereits einige Personen, unter denen wir so manche bekannte Gesichter und Namen entdeckten. An einer Wand befand sich zur Orientierung eine Informationstafel und hier konnte jeder nachlesen, zu welchen Workshops man sich angemeldet hatte. Wir waren bereits während der Anmeldung mit den Auswahlmöglichkeiten überfordert, da die Workshops gleichzeitig stattfanden und wir gerne an allen teilgenommen hätten. Der mündlich angekündigten Möglichkeit, sich jetzt noch Umzutragen, kamen auch gleich einige der Teilnehmer nach, und bevor wir uns noch einmal mit unser Auswahl befassen konnten, wurde zu den Begrüßungs- und Eröffnungsvorträgen gerufen. Der nun folgende „Vortragsmaraton“ bot leider kaum noch Zeit für anderes, die Pausen mussten verkürzt und die Essenszeiten verschoben werden, um überhaupt noch annähernd im Programm zu bleiben. Sämtliche Vorträge hatten durchweg ein recht hohes Niveau (bis auf die Aktualität von Statistiken bzw. Einbezug von Sozialen Medien, aber dazu später mehr) und die Referenten wussten soviel Interessantes zu erzählen, dass leider viel zu wenig Raum für Diskussionen blieb. Zu allem Übermaß wurden auch die Workshops größtenteils als Vortrag gestaltet, alle Teilnehmer waren somit in eine eher passive Rolle gedrängt, obwohl sich darunter ebenfalls so einige „Hochkaräter“ ihrer jeweiligen Disziplin befanden. Schade, denn unter dem Begriff „Workshop“ hatten wir uns mehr Mitwirkung und Einbindung der Teilnehmer vorgestellt.

Leider fehlten auf dieser Tagung weitestgehend auch diejenigen, über die hier gesprochen werden sollte und damit sind keineswegs Extremisten der rechten Szene gemeint, sondern Menschen aus den Bereichen „Reenactment“, „Living History“, oder auf deutsch: Mitwirkende an und auf (Früh-) Mittelalterveranstaltungen (vor allem aus dem Bereich Frühmittelalter-Schaukampf) genauso wie Personen aus den Bereichen Heidentum und Paganismus. Ihnen wird schließlich vorgeworfen, das wissenschaftliche Bild der Wikingerkultur verfälscht darzustellen, und es wäre auf dieser Tagung zu klären gewesen, ob das durch ein Versagen der Wissenschaft (Art der Forschung und Publikationen) oder durch Ignoranz bzw. ideologische Verblendung der „Laien“ begründet ist. Es waren lediglich einige Teilnehmer in Doppelfunktion anwesend: Unter den mobilen Beratern für Rechtsextremismus fanden sich Rollenspieler (LARP – Live Action Roleplaying) und auch ein Schwertkämpfer, welcher diese Tätigkeit aber vorwiegend als reine Sportart und in Turnhallen ausübt. Ähnlich verhielt es sich innerhalb der historischen Disziplin: Einige der anwesenden Archäologen, Skandinavisten, Forscher und Museumsleute konnten natürlich mit persönlichen Erfahrungen im „Living History“ aufwarten, aber aktive Schaukämpfer fanden sich leider nicht darunter. Das Fazit, mehr miteinander statt übereinander zu sprechen, wurde jedoch einstimmig begrüßt.

Die Gründe, warum kaum Schaukämpfer oder Vertreter des Heidentums anwesend waren (letztere ebenfalls nur in Doppelfunktion), liegen zum einen darin, dass diese Tagung am Wochenbeginn stattfand. Berufstätige hätten dafür (Bildungs-) Urlaub einreichen müssen und das gestaltet sich für Studierende, Beamte und Mitarbeiter in öffentlichen Institutionen um ein vielfaches leichter, als für Selbstständige oder Arbeitende und Angestellte in Kleinbetrieben.

Hinzu kommen einige sehr unglücklich gewählte Formulierungen in der Tagungsbeschreibung. Die oberflächliche mediale Sommerloch-Berichterstattung über die Schildbemalung mit einem Hakenkreuz während der Schleswiger Wikingertage zum Aufhänger zu wählen, musste in Anbetracht der vorausgegangenen Diskussionen innerhalb der Reenactment-Szene „nach hinten losgehen“. Bis heute wird eine sachliche Diskussion darüber dadurch erschwert, dass es parallele Artikel in den Zeitschriften „Schleswiger Nachrichten“ des SHZ (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag) und in der TAZ („Die Tageszeitung“) gab, in den beiden Artikeln unterschiedliche Schilde abgebildet sind und beim SHZ eine Broschüre des Museums Oerlinghausen nicht erwähnt wird, im TAZ-Artikel hingegen schon. Die Schleswiger Wikingertage haben sich in der Vergangenheit zwar nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was die Auswahl von Musikgruppen oder den Einlass von Besuchern mit rechtsextremistisch eindeutig konnotierter Bekleidung betrifft – aber es ist verwirrend, in selben Diskussionsstrang Fotos aus Wolin abzubilden, wo das Zeigen von Hakenkreuzen (unabhängig von der Frage nach deren historischer Nachweisbarkeit) keine Straftat darstellt. Bereits diese Unsachlichkeit bewirkte bei einigen Unwilligkeit, sich mit diesem Thema überhaupt auseinanderzusetzen. Die in dem TAZ- Artikel erwähnte Broschüre „Nazis im Wolfspelz“ von Karl Banghard (Freilichtmuseum Oerlinghausen) hatte Aufregung und Kritik verursacht, die bei vielen in der Szene anscheinend zu einer unkooperativen Trotzhaltung geführt hat.

Vorderseite „Nazis im Wolfspelz“:

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Zum Vergleich hier die Links zu den Zeitschriften:

Schleswiger Nachrichten v. 09.08.2016: „Nazi-Verdacht bei den Wikingertagen /Achtspeichiges Hakenkreuz auf einem Schild bei den Kampf-Vorführungen sorgt für Wirbel / Veranstalter sprechen von „unglücklicher Motivwahl““

Schleswiger Nachrichten v. 10.08.2016: „Nazi-Verdacht in Schleswig : Hakenkreuz-Schild bei Wikingertagen – Blödheit oder Provokation? /Die Wikinger-Szene diskutiert über ein fragwürdiges Symbol in Schleswig. Schaukämpfer fühlen sich ungerecht behandelt.“

TAZ v. 10.08.2016: „Nazi-Symbol beim Wikinger-Fest / Mit Rüstung und Hakenkreuz /Beim Wikinger-Fest in Schleswig kämpft ein Darsteller mit einem Hakenkreuz-Symbol. Die Unterwanderung durch Rechte sei ein Problem, so Forscher.“

Viele Schaukämpfer fühlten sich zunächst durch das Heft von Banghard und dann nochmal durch die Presse pauschal an den Pranger gestellt. Dieses Heft lag auch den Tagungsmappen bei, welche allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden. Zum Inhalt von „Nazis im Wolfspelz“ sollte zunächst lobend erwähnt werden, das Karl Banghard der einzige seiner Zunft ist, der sich bisher überhaupt öffentlichkeitswirksam mit dieser Problematik auseinander gesetzt hat. Leider wurden die darin gezeigten Beispiele lediglich an einer Veranstaltung im polnischen Wolin festgemacht und obwohl die deutsche Reenactment-Gruppe „Ulfhednar“*** im Heft und auf der Tagung erwähnt wurde, sind die Gesetze und politischen Gegebenheiten in Polen ganz andere als in Deutschland. Die Be- und Zuschreibungen der Symbole in Karl Banghards Heft sind weitestgehend korrekt, aber in Anbetracht des nahezu völligen Fehlens entsprechender wissenschaftlicher Fachliteratur* und somit nicht vorhandener Fußnoten oder Verweise sind sie eindeutig viel zu oberflächlich gehalten. Aber was will man schon in einem dünnen, bunt bebilderten Heft von nicht einmal 60 Seiten alles unterbringen?

Rückseite „Nazis im Wolfspelz“:

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Wer sich den Inhalt des Heftes „Nazis im Wolfspelz“ online ansehen möchte, kann das hier tun.

Häufig ist den Mitwirkenden der heutigen Wikingerszene übrigens gar nicht bewusst, welche Faszination sie mit ihrer Darstellung für die Anhänger nordischer Rassenlehren ausüben. Besonders deutlich wurde dieses, als 2016 plötzlich Bilder von Wikingerdarstellern auf Facebookseiten auftauchten, die sich „Save our White Children!“** und „Proud European Heritage“** nannten. Dort wurden ebenso Fotos von Kindern aus der Reenactmentszene ungefragt politisch verwendet wie die von Personen ohne deren Kenntnis mit Texten wie „I am proud to be a white heterosexual!“ versehen.

Im Verlauf der Tagung wurde auch deutlich, dass der Unterschied zwischen einer Museumsveranstaltung und privatwirtschaftlichen Unternehmungen (z. B. „Wikingertage Schleswig“) kaum bekannt war: Der Auftrag eines Museums besteht in erster Linie darin, Wissen zu vermitteln, und die Aufgabe einer Veranstaltungsfirma ist es, Geld zu verdienen. Da sich die Fachwissenschaft jedoch zum großen Teil in ihre Elfenbeintürme der Forschung zurückgezogen hat und tatsächlich kaum in der Lage ist, ihre eigenen (Museums-) Veranstaltungen zu kontrollieren (wie im Laufe der Tagung ebenfalls deutlich wurde), werden insbesondere private Initiativen kritisiert, aber leider viel zu selten wissenschaftlich begleitet. Zwar wurden die Unterschiede und Probleme zwischen wissenschaftlicher Forschung sowie ihrer Vermittlung durch Dr. Ulf Ickerodt (Arch. Landesamt S-H) anschaulich erläutert, aber von einem Konzept in Bezug auf das Tagungsthema scheint man in Schleswig dennoch weit entfernt zu sein.

Es gibt indes durchaus Bemühungen, Veranstaltungen für Rechtsextremisten unattraktiv zu machen, indem szenetypische Kleidung bei Besuchern und vor allem der Verkauf und die Präsentation entsprechender Symbole durch Mitwirkende (Reenactors und Händler) verhindert werden. Meistens wurden solche Regeln erst nach Auffälligkeiten entwickelt, aber die Sensibilität für diese Auffälligkeiten scheint sehr unterschiedlich entwickelt zu sein: So haben beispielsweise der Verein Valsgaard oder auch die Wikingergesellschaft Jork / Altes Land Konzepte entwickelt, wohingegen für andere Veranstaltungsorganisatoren, sowohl Museen als auch kommerzielle Veranstalter, „das Kind erst richtig in den Brunnen gefallen sein muss“, um eine rechtliche Handlungsgrundlage beispielsweise durch entsprechende Formulierungen in der Hausordnung zu schaffen. Das Kreismuseum Wewelsburg hat sich z. B. eine äußerst rigorose Hausordnung gegeben, welche wohl keinen Raum mehr für rechtsextremistische Inzinierungen und Auftritte lässt und auch Oerlinghausen ist hier wohl ziemlich weit vorn mit dabei. Ob das auch für andere Museen ein akzeptabler und gangbarer Weg wäre, muss aber wohl noch diskutiert werden.

Ähnlich wie bei den Schaukämpfern verhält es sich mit der ebenfalls im Tagungstext angesprochenen „Neopaganen Religiosität“. Formulierungen wie: „Wissen wir, was die Wikinger glaubten? Gab es überhaupt einen gemeinsamen Glauben der Wikinger? Neben der Beschäftigung mit diesen Fragen soll in dem Workshop auch darüber diskutiert werden, ob ein Anknüpfen an germanische Religionen immer rechts konnotiert sein muss“, sind mit Sicherheit nicht geeignet, Brücken zu bauen, sondern hinterlassen im besten Fall ungläubiges Staunen über soviel Unwissenheit – oder sollte man hier besser das Wort Ignoranz verwenden? Man hätte im Einladungstext genauso gut eine andere Frage formulieren können: „Muss die heutige Archäologie zwingend am rechtsextremen Ahnenerbe anknüpfen?“ Wieviele Archäologen wären dem Ruf zur Tagung dann wohl gefolgt und hätten daran teilgenommen? Aber auch während der Tagung fielen Begriffe wie „erfundene Religion“ und andere unschöne Formulierungen. Nicht zuletzt wurde der Workshop „Neopagane Religiösität und ihre wikingerzeitlichen Vorbilder“ durch einen evangelischen Theologen geleitet, welcher die Stellung eines Sektenberaters – oder genauer: eines „Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen“ einnimmt. Einladend und vor allem neutral wirkt das nicht gerade – wobei hier keineswegs gesagt werden soll, dass Herr Dr. Matthias Pöhlmann nichts von seinem Fach verstünde! An diesem Workshop konnten wir wegen der Überschneidungen leider nicht teilnehmen, aber aufgrund der entsprechenden Dokumentation und der Berichte von Teilnehmern wäre jedoch Folgendes anzumerken:

Vielleicht wäre es für diesen Workshop generell besser gewesen, nach unabhängigen und vor allem überkonfessionellen Referenten Ausschau zu halten. Solche finden sich beispielsweise bei „REMID“, dem religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst e.V. aus Marburg. Ebenfalls etwas erschreckend war es auch festzustellen, dass die Publikation „Göttertrost in Wendezeiten : neugermanisches Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus“ von Prof. Stefanie von Schnurbein aus dem Jahr 1993 zwar einigen bekannt war, ihre neuere und wesentlich umfangreichere Untersuchung des Themas in Norse Revival. Transformations of Germanic Neopaganism“ aus 2016 hingegen wohl noch nicht wahrgenommen, geschweige denn gelesen wurde. Zumindest war dieses unser Eindruck in persönlichen Gesprächen am Rande der Tagung. Gerade in den letzten zwanzig Jahren hat sich in diesem Bereich aber soviel Grundlegendes verändert, dass ein Rückgriff auf mehr als zehn Jahre alte Publikationen nahezu ungebildet erscheint. Möglicherweise wäre auch Stefanie von Schnurbein eine bessere Wahl für diesen Bereich gewesen. ****

Die Ablehnung heidnischer („neopaganer“) Religiosität zog sich im übrigen wie ein roter Faden durch die gesamte Tagung. Die beispielhaft erwähnten Gruppierungen waren die „Artgemeinschaft“*** sowie die Reenactment-Gruppe „Ulfhednar“***. Seriösere Formen von heutiger paganer Religiosität waren aufgrund der Tagungsausrichtung kaum Thema. Jedoch setzt sich die nicht-rechte Szene des Heidentums seit rund zwanzig Jahren nun schon immer wieder distanzierend mit dieser Thematik auseinander. Vielleicht wären dortige Lernprozesse sogar beispielhaft für das Entwickeln von musealen Abgrenzungskonzepten. Stattdessen wurde berichtet, dass pagane und auch esoterische Gruppen gerne eingetragene Bodendenkmäler (Großsteingräber u. ä.) für ihre Praktiken aufsuchen und leider nicht immer pfleglich mit diesen und der jeweiligen Umwelt umgehen. Wer solche Orte häufig besucht, wird tatsächlich immer wieder auf dort hinterlassenen Wohlstandsmüll oder gar auf Beschädigungen der Denkmäler stoßen. Da ist es beinahe schon logisch, dass Archäologen und Denkmalpfleger nicht eben gut darauf zu sprechen sind. Wer somit heute in der ur- und frühgeschichtlichen Forschung Karriere machen möchte, sollte sich hinsichtlich seiner religiösen Präferenzen daher entweder verschlossen geben, oder sich zu einer der beiden großen, christlichen Kirchen bekennen – alles andere könnte offensichtlich hinderlich sein.

Zumindest soweit wir das mitbekamen, wurden weitere wichtige Teile der Problematik kaum thematisiert, nämlich die Vereinnahmung des Wikingerbegriffes von Rechtsextremisten in sozialen Netzwerke wie z. B. Facebook und im Bereich Onlineversand. Ebenfalls deutlich wurde, dass sich etliche der anwesenden Fachleute vorwiegend mit gedruckten Schriften befasst hatten und zusätzlich lediglich – recht oberflächlich – die große Internetsuchmaschine (Google) bemüht hatten. Was sich themenbezüglich alleine in den letzten zehn Jahren in sozialen Netzwerken oder auch in Diskussionsforen entwickelte, war den meisten Wissenschaftlern auf dieser Tagung leider nahezu unbekannt. Diese Unkenntnis wurde auch kurz thematisiert und es wurde festgehalten, dass hier Nachholbedarf besteht. Wie das allerdings gehen soll, wenn sich die Forscher auch zukünftig verweigern, an profanen Diskussionen teilzunehmen, bleibt zunächst noch ein Rätsel. Was hilft es, die geschichtliche Parallelentwicklung von Archäologie als Wissenschaft und die Begriffsbildung von Nation als eine Ursache der Problematik klar herauszuarbeiten, wie es Dr. Ulf Ickerodt in seinem Vortragsteil tat, wenn es „nicht Aufgabe der Forschung ist, ihre Ergebnisse einem breiten Publikum vorzustellen“? Sollte sich Forschung nicht mit aktueller Recherche nach Wikingerrezeption verbinden, wie sie beispielsweise Jan Raabe durch den aktuellen Besuch der Wikingertage und detaillierte Kenntnisse im Bereich Neopaganismus erbringt? Er gilt als Experte für Rechtsrock, konnte jedoch mit seinem Vortragsteil genau diese Verbindung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und „Umsetzung“ des Wikingerbildes verdeutlichen.

Einer der bemerkenswertesten Beiträge aus dem Plenum heraus kam übrigens von Prof. Rudolf Simek. Herr Simek forderte seine Fachkollegen darin auf, sich mehr für populärwissenschaftliche Arbeiten zu öffen und eventuell sogar Beiträge für Illustrierte zu verfassen, denn „(…) wenn wir es nicht tun, tun es andere (…)!  Nicht zuletzt zeigt Simek durch seine Veröffentlichungen sowie durch seine Zusammenarbeit mit Tommy Krappweis schon seit Jahren, wie sowas aussehen kann, und er ist damit den meisten seiner Fachkollegen schon um Lichtjahre voraus – Vielen Dank Herr Prof. Simek!

Für einige Entspannung am Montag Abend sorgte dann die Vorführung „Best of Wikingerfilme“ von Herrn Ickerodt. Es wurden Trailer von (gefühlt) allen bekannten und auch einigen unbekannten Filmen mit Wikingerbezug gezeigt, die Herr Ickerot witzig und ironisch kommentierte.

Am Dienstag besuchten wir direkt nach dem Vortrag den Workshop „Was tun bei rechtsextremen Vereinnahmungsversuchen im Reenactment und bei Museumsveranstaltungen?“ von Ute Drews (Wikingermuseum Haithabu) und Ralf Hoppadietz (Universität Leipzig). Der Workshop begann wiederum mit einleitenden Vorträgen, hatte dann aber zumindest ein Element, welches man tatsächlich als Workshop bezeichnen kann. Im vortragenden Teil von Herrn Hoppadietz wurde sehr gut herausgearbeitet, dass eben nicht jede Zurschaustellung eines historisch überlieferten Symbols auch eine korrekte historische Darstellung ist. Wären solche Ausarbeitungen einer breiteren Masse von Reenactern bekannt, würde vielleicht sensibler mit Symbolen umgegangen. Es bleibt die Frage, ob die aktuelle Unsensibilität durch mangelnde Bringschuld der Wissenschaft oder durch Trägheit oder gar bewusste Provokation der Darsteller verursacht wird – und auch, wie mit solchem provokanten Symbolmissbrauch umzugehen ist. Sowohl hier wie auch während der nachmittäglichen Führung durch Haithabu wurde deutlich, dass sich Frau Drews der Bedeutung Haithabus als ideologische Wallfahrtsstätte für Rechtsextremisten bisher wohl nicht ausreichend bewusst war. So existiert bisher weder eine entsprechende Hausordnung noch ein Konzept, wie mit offensichtlich rechtsextremistischen Besuchern umgegangen werden soll. Diesbezüglich wurde aber eine Änderung angekündigt, welche durch die mobilen Berater für Rechtsextremismus nun tatkräftig unterstützt werden soll.

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Fazit: Eine solche Veranstaltung war seit Jahrzehnten überfällig und sie ist, gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Situation, dringender denn je. Es bleibt zu hoffen, dass die hier entstandenen Kontakte intensiv genutzt werden, um entsprechende Konzepte zu entwicken. Jedoch kann und sollte diese Fachtagung nur den Auftakt für eine Reihe weiterer Veranstaltungen – und vor allem auch Publikationen – mit ähnlichem Themenschwerpunkt darstellen. Wer sich nun zurücklehnt und glaubt, man hätte ja etwas getan und das müsste für die nächsten Jahre reichen, irrt ganz gewaltig. Für uns und unser kleines Unternehmen existiert so ein Konzept übrigens bereits seit vielen Jahren und es wurde immer wieder ergänzt, diskutiert und überarbeitet. Wer mehr darüber wissen will, darf uns gerne besuchen und befragen, hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

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* Von anderen Teilnehmenden erfuhren wir, dass in dem Workshop „Vergangenheit trifft Gegenwart – Runen, Symbole und Codes im Rechtsextremismus“ von Priv. Doz. Dr. Alexandra Pesch (Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie) und Kristin Kröckel (Regionales Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Itzehoe) umfassende und fundierte Informationen geboten wurden. Leider findet sich dazu keine Dokumentation, wohl wegen der Schwierigkeit, in dieser Dokumentationsform verwendete Abbildungen zu zeigen.

** Die genannten Seiten sind auf Grund einer entsprechenden Meldung eines in diesen Netzwerken aktiven Fotografen nicht mehr sichtbar. Es wurden Urheberrechte geltend gemacht.

Hinweis: Auf eine Verlinkung der mit *** gezeichneten Begriffe wurde bewusst verzichtet. Wer nicht weiß, um wen oder was es sich dabei handelt, mag die Internet-Suche bemühen.

**** Inzwischen erfuhren wir, dass Frau von Schnurbein aus terminlichen Gründen leider nicht als Referentin zur Verfügung stand.

PS. Der etwas anders gewichtete, aber dennoch interessante Tagungsbericht einer teilnehmenden Archäologin findet sich hier.

Eldaring-Stammtisch in Schleswig

Januar 22, 2017 in Veranstaltungen

Der Stammtisch des Eldaring zum Thema Heidentum trifft sich in Schleswig an jedem 1. Mittwoch des Monats. Wir haben in der Regel ein zuvor angekündigtes Thema, hören Vorträge, beantworten Fragen, diskutieren Relevantes und teilen unser Wissen über Mythologie und Heidentum. Die Themen werden im Eldaring-Forum oder auch in sozialen Netzwerken wie Facebook bekannt gegeben. Daneben gibt es aber immer auch genügend Raum für zwanglose Geselligkeit: Wir essen, trinken und lachen eben auch immer gern zusammen…

Der nächste Termin ist am 1. Februar, wie üblich im „Ruhekrug„, allerdings mit einer Besonderheit, was das Anmelden betrifft: Wir haben ein deftiges Grünkohlessen bestellt – satt und mit allem drum und dran, wie hier im Norden üblich! Hierfür benötigen wir diesmal Eure verbindliche Anmeldung bis spätestens 30. Januar – gerne auch per Telefon, tagsüber unter 04621-9897692 oder abends unter 04352 – 956619.

Foto von graublauer Frostlandschaft, eine unscharfe Frauenfigur vor rauhreifüberzogenem Gehölz, daneben der Text: Skadi, wildes WinterweibUnser Thema lautet: Anne erzählt von
„Skadi – Wildes Riesenweib
aus dem Winterwald“
Geschichten um die Riesentochter Skadi
aus der nordischen Mythologie

Das Logo des Vereins: ein Kreis, der innen ein Kreuz hat, dessen Enden an den Berührungsstellen mit dem Kreis jeweils in drei Zweige verästelt sind.

 

Rückblick auf das Eldathing an der Schlei

Oktober 16, 2014 in Veranstaltungen

Das Eldathing, die Mitgliederversammlung des Eldaring, 2014 in Borgwedel bei Schleswig ist nun Geschichte und wir danken allen Akteuren, Beteiligten und Helfern für ihren Einsatz! Ohne Euch alle wären diese Tage sicher nicht halb so schön, eindrucksvoll und harmonisch verlaufen!

Bereits am Sonntag vor dem eigentlichen Thingwochenende trafen die ersten Teilnehmer in der Region ein und beehrten unser Ladengeschäft gleich Anfang der Woche mit Ihrem Besuch. Am Mittwoch abend fand dann der Eldaring-Stammtisch bei uns statt und einige Ringler aus den südlicheren Gefilden ließen es sich nicht nehmen, mit uns Nordlichtern einen netten Abend zu verbringen. Der Donnerstag wurde der Hauptanreisetag und abends zur Ausrufung des Thingfriedens war bereits eine stattliche Anzahl Mitglieder in Borgwedel anwesend. Zuvor begeisterte uns die außerordentliche Qualität des Abendessens in der Jugendherberge Borgwedel.

Am Freitag, gleich nach einem tollen Brunchbuffet, begannen die verschiedenen Aktionen, Treffen, Vorträge und Arbeitsgruppen. In unsortierter Reihenfolge waren dies über die gesamten Tage:

Seidhr-Workshop, Runensingen, Ahnenritual bzw. Familienstellen, Bronzegießen, Workshop Kalenderbau und Kerzenrituale, Fahrten auf dem Wikinger-Schiff, Bogenschießen, gemeinsames Singen am Feuer, Hörnchen heben, Sumbeln, maritimer Abend, Führung durch Haithabu und Shoppen bei Beowulf, bei Fam. Goos und bei Rumbi.

So ganz „nebenbei“ trafen sich auch noch verschiedene Arbeitsgruppen wie die Schamanismus AG, die Website AG, die Herdwarte und andere.

Außerdem gab es am Freitag ein „Thing“ genanntes Treffen, in dem in größerer Runde die wesentlichsten Punkte der offiziellen Mitgliederversammlung vorbesprochen wurden. Dieses (und vielleicht auch ein ganz klein wenig das schöne Wetter mit dem Wikingerschiff Sigyn direkt vor der Herberge… 😉 ) führte am Samstag zu einer sagenhaft kurzen Mitgliederversammlung von nur gut 1,5 Stunden!

Für nicht wenige war das große Blot am Samstag abend direkt am Ufer der Schlei wohl die Hauptsache. Alle Beteiligten hatten sich gut vorbereitet und spürbar mächtig ins Zeug gelegt, um dieses eindrucksvolle Ritual zu gestalten.

Wir blicken nun auf eine sehr arbeitsintensive, aber auch interessante und lehrreiche Zeit zurück und die äußerst positive Resonanz der Gäste ist ein sehr schöner Lohn dafür!

Wir danken Ragin, Christian und Elvira für die Bilder.

Eldaring-Stammtisch in Schleswig

Dezember 2, 2013 in Veranstaltungen

Der Stammtisch des Eldaring in Schleswig findet jeweils am ersten Mittwoch des Monats statt, diesmal also am Mittwoch, den 04.12.2013.

In der Gaststätte „Patio“ im Lollfuß 3 haben wir im Obergeschoß ab 18:30 Uhr einen Tisch reserviert. Das Thema ist – wie könnte es um diese Jahreszeit anders sein… 😉 – „Jul, Wintersonnenwende, Weihnachten und Rauhnächte„.
Wir freuen auf zahlreichen Besuch!

Logo des Eldaring e.V.

 
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